Küppers Kölsch Brauerei (Küppers Kölsch)
Die jüngste Brauereigründung in Köln war die Küppers-Kölsch-Brauerei in der Alteburger Straße. Denn Köln war schon immer im Fadenkreuz der Brauer aus Wuppertal gewesen und man belieferte auch bereits die Gastronomie des Kölner Hauptbahnhofs und die Rheindampfer der Köln-Düsseldorfer. So war es nur logisch, daß bereits im Juli 1893 in der Kölner Südstadt eine Brauerei-Niederlassung eröffnet wurde, zu der folgende Anzeige erschien:
"Wir beehren uns, Ihnen ergebenst mitzuteilen, daß wir unsere Bier-Niederlassung für Köln und Umgebung, Brunostrasse No. 26, dem Herrn W. Lützenkirchen übertragen haben. Herr Lützenkirchen war seit vielen Jahren in unserem Geschäft, in der Exportabteilung angestellt, und ist auf diese Weise in jeder Beziehung mit der fachgemäßen Behandlung des Flaschenbieres genau vertraut und wird es sich angelegen sein lassen, unsere, in allen Erdteilen beliebten und mehrfach mit den höchsten Auszeichnungen prämierten Biere in der allerbesten Beschaffenheit zum Versandt zu bringen. Um eine bessere Kontrolle über die Füllung zu ermöglichen, ist die Einrichtung getroffen, daß auf dem Etikette einer jeden Flasche das ADatum derselben aufgedruckt ist — hierzu wird höflichst bemerkt, daß die Biere reif zum sofortigen Genuß auf Flaschen gezogen werden und eines weiteren Lagers nicht bedürfen. Indem wir dieses Unternehmen Ihrem geneigten Wohlwollen empfehlen, zeichnen - Hochachtungsvoll - Bergische Brauerei Gesellschaft vormals Gustav Küpper".
Und der neue Niederlassungsleiter fügte noch beflissen hinzu:
"Höflichst Bezugnehmend auf obige Mitteilung, halte ich mich zur Lieferung der vorzüglichen rühmlicht bekannten Exportbiere der Bergischen Brauerei-Gesellschaft in Flaschen bestens empfohlen mit der Zusicherung promptester und aufmerksamster Bedienung und bitte ganz ergebenst unter Benutzung der beiliegenden Karte um einen Probeauftrag. - Köln, im Juli 1893. Hochachtungsvoll ! W. Lützenkirchen, Brunostrasse 26."
Köln war also für Küppers kein unbekanntes Terrain und so beschlossen die Brauer aus dem Bergischen Anfang der 60er Jahre auch an dem Kölsch-Boom zu partizipieren.
Die Geschichte der Marke Küppers-Kölsch begann 1965 nach einigen Anlaufschwierigkeiten. Doch dann hatte die Marke einen wesentlichen Anteil am Erfolg der Sorte Kölsch. Das Küppers Kölsch stammte ursprünglich aus dem Hause der damals führenden Marke Wicküler. Im Jahre 1913 hatte Wicküler-Küppers ein 4000 qm großes Grundstück in Köln-Bayenthal an der Alteburgerstraße erworben. Hier in der Nähe des Güterbahnhofs Bonntor und des nahen Rheinauhafens gab es einen verkehrsgünstigen Stützpunkt für den Versand von Wicküler-Küppers Hauptprodukt, dem Flaschenbier.
Flaschenbier, der Hauptumsatzträger, war auch der Schlüssel zum Eintritt von Wicküler in den Kölschmarkt, er erfolgte im Jahre 1962. Zuerst braute man Kölsch in einer Kölner Lohnbrauerei. Als 1964 bei Wicküler in Wuppertal gebrautes Küppers-Kölsch in der Domstadt auf den Markt brachte, gab es prompt Ärger mit den damals schon sehr selbstbewußten Kölschbrauern. Doch die Wuppertaler drehten den Spieß um und gingen in die Offensive. Man hatte ja das schöne Grundstück an der Alteburger Straße und errichtete hier in kürzester Zeit eine moderne leistungsfähige Brauerei. Ab 1965 kam Küppers-Kölsch aus Köln und setzte sich sofort auf dem Markt durch.
Als erster füllte man dem Konsumenten sein Kölsch, das er aus seiner Kneipe kannte und liebte, auch in der Flasche ab, die man nach Feierabend zu Hause vor dem Fernsehgerät trinken konnte. Der Erfolg war durchschlagend, Küppers wurde auf Anhieb Marktführer und legte ständig zu. Im Jahre 1974 braute man in der Kölner Südstadt 1 Mio. Hl, und Küppers-Kölsch war die größte Wicküler-Tochter geworden. Das machte sich dann auch bald auf dem Kölschmarkt in Zahlen bemerkbar. Der Trend wechselte zum Kölsch. War das Verhältnis unter- zu obergärigen Bieren in Köln 1960 noch 65% zu 35%, so vollzog sich bis 1970 die Wachablösung, das Kölsch eroberte sich satte 75%.
Doch auch bei diesem Prozentsatz war noch nicht Schluß, der Siegeszug war nicht zu stoppen, und seit 1980 hat das obergärige Kölsch-Bier einen konstanten Marktanteil von etwa 90% in seinem Verbreitungsgebiet, Köln und Umgebung. In welchen Hl-Dimensionen sich dieser Aufstieg vollzog, sei an ein paar Zahlen erläutert. Zwar brachte das berühmte 'Wirtschaftswunder' auch bei uns steigende Umsätze im Bereich des allgemeinen Bierkonsums, doch dieser Aufschwung allein kann die Entwicklung auf dem Kölschmarkt nicht erklären. Brauten die Kölschbrauer im Jahre 1922 nur 27000 Hl pro Jahr, so waren es 1960 immerhin schon 360000 Hl. Der absolute Durchbruch der Sorte katapultierte sie dann im Jahre 1970 auf 1,6 Mio. Hl und im Jahre 1990 brauten die 22 Kölschbrauer dann 3,6 Mio. Hl, zehnmal soviel wie im Jahre 1960. Diese 3,6 Mio. Hl Bier umgerechnet in Gläser Kölsch ergeben die Summe von fast zwei Milliarden Gläsern, ganz schön durstig diese Kölner. Nun ist auch der Durchschnitts-Bierkonsum pro Jahr nach dem Kriege stark gestiegen, von 21 l im Jahre 1949 auf 145 l im Jahre 1990, doch scheint dies eine Traumgrenze zu sein, auf dieser Marke stagniert der Konsum, mit sinkender Tendenz. Die Wicküler-Musketiere erobern Köln Die Kölsch-Braustätte des Unternehmens wurde zur größten Brauerei der Stadt / 21 Prozent Dividende - Wicküler-Küpper-Brauerei AG, Wuppertal. Kein Wunder, daß die drei Wicküler-Musketiere, seit einigen Jahren Titelblatthelden der Geschäftsberichte, diesmal vollends außer Rand und Band sind. Es gibt 21nach 19 Prozent Dividende für das Geschäftsjahr 1966/67 (30. September), und wenn der eine der drei fröhlichen Burschen sich das Bier gleich aus dem Faß in den Schlund laufen läßt, so bedeutet das sicherlich nicht, daß die Gesellschaft den Gewinn bis zur Neige an die Aktionäre ausschüttet. Während der Bierausstoß im Bundesgebiet mit nur einem Prozent Zunahme so gut wie stagniert hat und Dortmund, die größte Bierstadt des Landes, sogar ein Minus von 2,5 Prozent hinnehmen mußte, brachte es Wicküler auf ein Plus von 6,6 Prozent und damit auf einen Ausstoß von 1,32 Millionen Hektolitern. Zum größten Teil wurde der Mehrausstoß mit Flaschenbier erzielt, das seinen Anteil von 68 auf 69,9 Prozent erhöht hat. Der Flaschenbierabsatz allein ist demnach um knapp 10 Prozent gestiegen.
Die eigentliche Quelle des Erfolgs fließt in Köln. Gerade in dem schwieriger gewordenen Brauereijahr 1966/67 hat es sich gezeigt, daß der Wicküler-Vorstand mit dem Entschluß, in Köln eigene Braustätte zu bauen, die ihm die Möglichkeit gab, eine eigene obergärige Kölsch-Marke zu führen, richtig gehandelt hat. Der Absatz von Küppers-Kölsch ist so kräftig gewachsen, daß die Kölner Kapazität, wie schon in der letzten Hauptversammlung angekündigt, nun von 250.000 auf 500.000 Hektoliter im Jahr erhöht worden ist. So ist der "Newcomer" Wicküler-Küpper in wenigen Jahren zur größten Kölner Brauerei geworden. Heben weiteren Investitionen in Wuppertal und dem Aufwand für die Umstellung auf Euro-Flaschen stand denn auch diesmal Köln im Vordergrund der Investitionstätigkeit. Mit 21 (24,5) Millionen DM wurde nicht viel weniger als im Vorjahr investiert, allein in den letzten drei Jahren haben die Investitionen des mit einem Grundkapital von 12,86 Millionen DM arbeitenden Unternehmens rund 64 Millionen DM betragen.
Der höhere Flaschenbieranteil dürfte dazu beigetragen haben, daß der Umsatz stärker als der Ausstoß, nämlich um acht Prozent auf 114,9 Millionen DM gewachsen ist. Ein weiterer Rationalisierungsfortschritt deutet sich in dem nur um 3,4 Prozent vermehrten Personalaufwand an. Die Brauerei glaubt jedoch nicht, daß künftig auf diese Weise noch weitere Kostensteigerungen aufgefangen werden können. Mit 16,6 nach 20,5 Millionen DM sind zwar weniger Abschreibungen und Wertberichtigungen (einschließlich Verlusten aus Abgängen) gebildet worden und der Jahresüberschuß wird mit einem von 7,11 auf 3,74 Millionen DM verminderten Betrag ausgewiesen. Zugleich sind aber die Erträge aus Anlagenabgängen und der Auflösung von Wertberichtigungen und Rückstellungen von 14,9 auf 2,5 Millionen DM gesunken. Wird dies berücksichtigt, so dürfte sich für den "Cash Flow" sogar noch eine Steigerung um gut vier Millionen DM errechnen lassen. Wegen der außerordentlichen Erträge im Vorjahr und Nachzahlungen aus einer Betriebsprüfung im Berichtsjahr sagt der von 6,16 auf 6,55 Millionen DM erhöhte Ertrag- und Vermögensteueraufwand zur Ertragsentwicklung- nichts aus. Deutlicher als die um 10,5 Prozent auf 2,61 Millionen DM erhöhte Dividende zeugt von der Gewinnentwicklung wahrscheinlich die um 13,9 Prozent auf 0,37 Millionen DM erhöhte Aufsichtsratstantieme. (FAZ 2.April 1968)
Inzwischen wurde die Braustätte an der Alteburger Straße, nebst dem Brauhaus und dem Biergarten an die benachbarte Dombrauerei verkauft, die ihre ehemalige Brauerei an der Tacitusstraße räumen mußte. (FM)