Bergische Löwen-Brauerei GmbH & Co. KG (Gilden Kölsch)
Die Produkthistorie der Bergischen Löwen-Brauerei ist eng verbunden mit der Marke Höhenhaus-Pilsener. "Willst Du morgens frisch heraus, trinke abends Höhenhaus"! So lautete In der Vor- und Nachkriegszeit im rechtsrheinischen Köln eine ständige Redensart, die sich auf das damals bekannteste Produkt der Bergischen Löwenbrauerei, das HÖHENHAUS-Pilsener bezog, das vielen älteren Bierfreunden noch in guter Erinnerung ist. Doch die breite Angebotspalette der von der Mülheimer Brauerei produzierten Biere unterlag im Lauf der Jahrzehnte ihres Bestehens einem starken Wandel.
Begonnen hatte es einmal mit dem obergärigen Bier der Hausbrauerei Greven in der Bachstraße zu Mülheim. Dagegen wurde in der damals noch getrennt auftretenden Bergischen Löwenbrauerei in Höhenhaus von Anfang an untergäriges "HÖHENHAUS-Pilsener" nach der allgemeinen Geschmacksrichtung der Jahrhundertwende gebraut. Daneben gab es im Laufe der Zeit aber in beiden Unternehmen noch weitere Biervarianten, die es wert sind, hier einmal aufgezählt zu werden.
Denn die heutige Monostruktur unserer heimischen Kölsch-Biere war damals noch unbekannt. Um die Jahrhundertwende produzierte man "alles". So z.B. im Jahre 1900 das HÖHENHAUS-Pilsener, kristallhell – das BALSAM-Märzen, ein helles Tafelbier – BALSAM-Versand, ein dunkles Malzbier mit einem gesundheitsfördernden Aspekt für werdende Mütter und Rekonvaleszenten – den BALSAMATOR-Urbock ein Stark- und Festbier – das MÜHLHEIMER Export und nebenher auch noch "Echt Kölsch", reine Obergärung. Der Bierfreund hatte somit eine ganze "Menükarte" an erstklassigen Bieren zur Auswahl.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erregte die Brauerei in Fachkreisen einiges Aufsehen, als der damalige Braumeister Depner dem Kölsch aus geschmacklichen Gründen einen gewissen Anteil Weizenmalz zusetzte, um so eine frischere Geschmacksnote zu erzielen. Als im Jahre 1956 das neue Sudwerk installiert worden war, wurden die alten erfolgreichen Vorkriegsmarken weiter produziert. Es war dies die gesamte Angebotspalette dieser Jahre: Das beliebte HÖHENHAUS-Pilsener, das BERGISCH-LÖWEN-Spezial-Export, das GILDEN-Kölsch, das GILDEN-Alt, das BERGISCH-Weizen-Malz und das starke HÖHENHAUS-Urbock.
Seit dem Jahre 1974 wird ausschließlich nur noch GILDEN-Kölsch produziert, alle übrigen Biere und alkoholfreien Getränke wurden als Handelsware vertrieben. 1978 wurde für GILDEN-Kölsch eine neue Produktausstattung eingeführt sowie eine neue Verkaufs- und Werbekonzeption in Gang gesetzt. Im Rahmen dieser Konzeption wurde erstmals vor einem historischen Hintergrund für das GILDEN-Kölsch der Bergischen Löwen-Brauerei geworben. Diese Marketing-Konzeption wurde bis heute weitergeführt mit einem zusätzlichen Aspekt: "Das Kölsch der Kölschen". Bei dieser Strategie waren der 1977 von der Brauerei gestiftete Kölsch-Preis und das Einbinden der populären Gesangsgruppe "De Höhner" ein wichtiges Identifikationsmerkmal. GILDEN-Kölsch wurde so zum Kölsch für die Kölner aller Schichten und jeden Alters zum fröhlichem Umtrunk nach echter Kölscher Art. Vom kleinen "Hausbräues" in der Mülheimer Bachstraße 13 führt ein direkter Weg zum GILDEN-KÖLSCH von heute.
Was ist nun eigentlich "KÖLSCH"? Das Dialektwort "Kölsch" ist erst einmal das Wort für die Sprache, die hier in der Stadt Köln und ihrer näheren Umgebung gesprochen wird. Dann dient es aber auch der Kennzeichnung einer Biersorte, die laut der seit 1986 bestehenden KÖLSCH KONVENTION, einen kartellrechtlich genehmigten geographischen Gebietsschutz genießt. Diese Produktbezeichnung darf deshalb nur von den 24 im Kölner Raum tätigen Brauereien, die im Jahre 1986 die Konvention unterschrieben haben, verwendet werden. Seit 1998 besitzt das Produkt Kölsch-Bier auch die Auszeichnung der Europäischen Gemeinschaft für europäische Regionalspezialitäten, genau wie der Champagner, der Bordeaux und der Chianti.
Ursprünglich wurde das obergärige "Kölsch" nur in den vielen kleinen Hausbrauereien gebraut. Es handelte sich hierbei um helles, obergäriges, stark gehopftes und ohne Schaum erzeugtes Bitterbier, das zur Erhöhung des Bittergeschmacks noch zusätzlich auf dem Lagerfaß mit Naturhopfen gestopft wurde. Meistens war es trüb und nannte sich "Wieß", ein einfaches aber schmackhaftes Bier, welches besonders unter den einfachen Volksschichten viele Freunde hatte.
Die "besseren" Kreise tranken der Mode entsprechend lieber untergärige Biere aus Dortmund, Bayern und Franken. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind die Bitterbiere fast vollkommen verschwunden und das Kölsch ist zu einem Biertyp mit unverwechselbaren Charakter geworden. Bei den heutigen Kölschbieren handelt es sich um ein obergäriges Bier, das hell in der Farbe, hefearomatisch, leicht herb, schaumhaltbar und hoch vergoren ist, mit einem Stammwürzegehalt von etwa 11,5 %.
Hausbrauereien sind nur noch zwei in Köln zu finden, die Brauerei "Zur Malzmühle" am Heumarkt und die obergärige Hausbrauerei Päffgen in der Friesenstraße. Einige andere konnten sich aufgrund der zunehmenden Beliebtheit des Kölsch-Bieres später zu modernen Mittel- und Großbrauereien entwickeln. So auch die hier vorgestellte Balsam-Bergische Löwen-Brauerei GmbH & Co. KG – heute GILDEN Kölsch-Brauerei GmbH & Co. KG. Doch der Weg von der Hausbrauerei in Mülheim in der Bachstraße bis zur Großbrauerei auf der Berg. Gladbacher Straße war lang und schwierig.
Die Geschichte der heutigen GILDEN-KÖLSCH-BRAUEREI wird zwar allgemein mit der Gründung im Jahre 1869 angegeben, doch bestanden unter dieser Adresse (Mülheim bei Köln, Bachstraße 13) laut Brauerregister bereits drei Vorgänger-Brauereien, alle als kleine Hausbrauereien:
1. Brauerei Franz Lülsdorf Wwe. 1863-1865 2. Brauerei Johann Mathias Simons 1865-1867 3. Brauerei Johann Mathias Simons Wwe. 1867-1869
Dann folgte im Jahre 1869 der Bierbrauer Michael Greven. Die Familie Greven stammte ursprünglich väterlicherseits aus Gey bei Düren, war aber nach Brauweiler bei Köln übergesiedelt. Der Vater Michael Grevens, Theodor Greven, war von Beruf Dachdecker gewesen. Seine Mutter war eine geb. Balsam, ein Name der im späteren Verlauf noch eine Rolle spielen sollte. Michael Greven erlernte das Brauerhandwerk und heiratete 1870 Wilhelmine Roleff, die aus einer Brauerfamilie aus Thorr bei Bergheim stammte. (Die Brauerei Roleff in Thorr war bis vor einigen Jahren noch Mitglied des Kölner Brauerei-Verbandes). Michael Greven ließ sich im damals wirtschaftlich stark aufstrebenden Ort Mülheim bei Köln nieder und übernahm die kleine Hausbrauerei der Witwe Johann Mathias Simons in der Bachstraße Nr. 13. Er führte das Unternehmen mit viel Geschick und Initiative über zehn Jahre bis zu seinem Tode. Michael Greven starb im Jahre 1880 und hinterließ eine Witwe mit drei Kindern, Margarethe (später verheiratete Buschhausen), Heinrich und Johannes Greven. Die Witwe Wilhelmine Greven war eine äußerst couragierte Frau, die das Unternehmen zehn Jahre (1870-1880) in eigener Regie weiterführte. Auf dem Bock ihres von Brauereipferden gezogenen Bierwagens fuhr sie mit dem Kutscher gemeinsam zum Kassieren in den oft weit entlegenen Gaststätten durch die Merheimer Heide ins Bergische. Beide sollen dabei mit lautem Gesang eventuelle Räuber der kassierten Tageseinnahmen abgeschreckt haben.
Dann heiratete die Witwe Greven im Jahre 1882 zum zweiten Mal, und zwar ihren Braumeister Adam Balsam, der ja mit der Familie Greven verwandt war. Gemeinsam mit Adam Balsam führte sie die Brauerei mit so viel Erfolg, daß die Braustätte in der Bachstraße in Mülheim bald zu klein war und die Brauerei in die Berg. Gladbacher Str. 122/134 umziehen mußte. Hier entstand nun die für damalige Verhältnisse supermoderne Balsam Aktien Brauerei (1908), die dann ab dem Jahre 1919, gemeinsam mit der Berg. Löwenbrauerei aus Höhenhaus, als Balsam-Bergische-Löwenbrauerei firmierte. Die Bergische Löwenbrauerei war 1890 in Höhenhaus, Berliner Straße 377, als Aktiengesellschaft gegründet worden und hatte in den ersten Jahren vor allem mit ihrem HÖHENHAUS Pilsner gute Geschäfte gemacht. Im Jahre 1919 zwangen der verlorene Erste Weltkrieg, der durch Kriegseinwirkung sinkende Bierabsatz und die Zwangsbewirtschaftung der Rohstoffe sie dann schließlich zur Fusion mit der Balsam Brauerei AG. Ab diesem Zeitpunkt wurden beide Braustätten als Balsam-Bergische Löwen-Brauerei geführt. Dieses Zusammengehen erwies sich als so erfolgreich, daß die Brauerei sich ständig technisch und vertriebsmäßig verbessern konnte.
Aus dem Jahre 1926 gibt es über die technische Ausstattung der Brauerei folgende Einzelheiten: Die Betriebsanlagen der Firma haben eine Ausdehnung von 14000 qm in Mülheim und 37500 qm in Höhenhaus, so daß weitgehende Erweiterungsmöglichkeit für evtl. spätere Ausdehnung gegeben ist. Auch hat sich die Brauerei den Fortschritt auf technischem Gebiet zu Nutze gemacht und das Unternehmen im Laufe der Jahre nach modernsten Grundsätzen aufgebaut. Die Brauerei verfügt über eine Dampfkraft von 300 PS sowie elektrische Kraftanlagen von 350 PS, welche die Betriebe mit der erforderlichen Kraft versehen. Außerdem ist die Brauerei an die Starkstromanlage der Städt. Elektrizitätswerke Köln angeschlossen und bezieht von dort die zum Betrieb der zahlreichen Motoren und die für Leuchtzwecke benötigte elektrische Energie. Anschließend an das Maschinenhaus befindet sich der Kesselraum, in dem zwei mächtige Cornvallkessel von je 120 qm Heizfläche liegen, die mit modernen automatischen Kohlenbeschickungs-Apparaten versehen sind.
Die Kühlung der Keller besorgen drei Linde-Kompressoren mit einer Stundenleistung von 365 000 Kalorien. Acht große Kessel, von denen der größte 170 hl faßt, dienen in den Sudhäusern zum Kochen des geschroteten Malzes und Hopfens. Die Gärkeller, in die das Bier zur Gärung gebracht wird, zeigen modernstes Aussehen, denn anstatt der bisher verwendeten Holzbottiche haben überall Aluminiumbottiche Aufstellung gefunden, die neben größter Raumausnutzung Gleichmäßigkeit, Reinheit und Güte des Bieres gewährleisten. Die gleichen Grundsätze, die zur Einführung der Großgärgefäße führten, fanden auch bei der Lagerung des Bieres Berücksichtigung. Die zwar immer noch eine beachtliche Größe besitzenden Holzfässer von 100 hl Inhalt, genügten den modernen Anforderungen des Großbetriebes nicht mehr und wurden durch Lagertanks größten Ausmaßes ersetzt. Diese Lagertanks, die aus Aluminium oder Stahl hergestellt sind, haben eine Größe von 110 bis 346 hl Inhalt und bieten eine sichere Gewähr dafür, daß das Bier während seiner durchschnittlich drei- bis viermonatigen Lagerzeit die gewünschte Reife und den edlen Geschmack bei reichem Kohlensäuregehalt erhält. Auch die Abfüllvorrichtungen der Brauerei, mit denen das abgelagerte Bier mit Hilfe von Gegendruck-Apparaten und großen Filtern von den riesigen Lagertanks in kleinere Transportgefäße abgefüllt wird, sind modernster Art und neuesten Systems. Die Brauerei besaß eine eigene Küferei, Schlosserei, Schmiede und Autoreparaturwerkstätte. Ein Fuhrpark von 18 Pferden bewerkstelligte den Verkehr mit der näheren Kundschaft und ein Autopark von 10 Lastautos belieferte die im weiteren Umkreis liegenden Kunden.
Überall erfreuten sich die erstklassigen Biere, insbesondere das bekannte HÖHENHAUS Pilsener, der BALSAMATOR Urbock und das MÜLHEIMER Export eines ausgezeichneten Rufes und gelangten in den ersten Häusern Kölns und der weiteren Umgebung zum Ausschank. Der Vertriebsradius der Biere dehnte sich immer weiter aus, so bis Düren und Aachen, Neuss und Düsseldorf und im gesamten Bergischen Land bis weit hinter Solingen hinaus. Im Siegtal bis Eitdorf und auf den Höhen des Westerwaldes bis Buchholz und Asbach, im Rheintal bis Königswinter und Rolandseck und in zahlreichen Orten der Eifel erfreuten sich die Biere der Brauerei steigender Beliebtheit.
Die Familie Balsam-Greven hatte auch weiterhin im Unternehmen das Sagen. Aus der Ehe von Wilhelmine und Adam Balsam entstammten später zwei weitere Kinder, Cäcilia Balsam (später verheiratete Stettner) und Friedrich Balsam. Im Jahre 1905 starb Adam Balsam und seine Söhne Heinrich und Dr. Johannes Greven übernahmen die Leitung der inzwischen stark expandierenden Brauerei in den 20er und 30er Jahren. Beide waren auch in der schweren Zeit des Zweiten Weltkriegs und völligen Zerstörung der Brauerei im Jahre 1944 bis in die 50er Jahre verantwortlich tätig. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges hatte die Bergische Löwen-Brauerei einen Ausstoß von 82.000 hl, welcher sich im Laufe der Kriegsjahre dann leider auf 5.000 hl reduzierte.
Ende des Zweiten Weltkriegs war die Balsam-Bergische Löwen-Brauerei durch Bomben fast total zerstört. Die einstmals stolze "Brauerburg" an der Bergisch Gladbacher Straße war ein einziger Trümmerhaufen. Nur einige wenige Betriebsteile waren noch zu nutzen. Der Wiederaufbau war hart und beschwerlich. Nach und nach gelang es durch harte und beschwerliche Aufbauarbeit, die Schäden auszubessern und den Betrieb wieder in Gang zu setzen.
Um einen Eindruck über den Grad der Zerstörung zu bekommen, sei hier eine tabellarische Aufstellung der Schäden aus dem Jahre 1944 dokumentiert:
Kriegschäden-Aufstellung 1944 der Balsam-Bergischen Löwen-Brauerei, Köln-Mülheim
Durch Feindeinwirkung vernichtet:
Teilschaden
- 672 hl Bier à RM. 10,00 6.720,00 RM
- 11040 kg Hopfen à RM 310,00 pro 50 kg. 68.448,00 RM
- 119 dz. Zucker à RM 66,00 7.854,00 RM
- 85 kg. Dulcin à RM 20,80 1.768,00 RM
- 30 kg. Sacharin 1.000,00 RM
- 1600 kg. Filtermasse à RM 200,00 3.200,00 RM
- 450 kg. Pech à RM 112,00 504,00 RM
- 5 Ballen Korken 2.500,00 RM
- 10 Zentner Heu 60,00 RM
- Kohlen, Koks, Briketts ca. 3.000,00 RM
- 386 dz. Malz à RM 45,00 17.370,00 RM
Sonstige Betriebsmaterialien:
- Bürsten 500,00 RM
- Schläuche 1.000,00 RM
- 300 Flaschenkasten 1.200,00 RM
- 10 kg. Flaschengummi 80,00 RM
- 5000 Flaschen 1.200,00 RM
- 800 Flaschenkisten 2.640,00 RM
- 2 Abfüllapparate für Flaschen 1.000,00 RM 7.620,00 RM
- 2 schwere Arbeitspferde 5.000,00 RM
- 5 Bierwagen 2-Spänner à RM 2.500,00 12.500,00 RM
- 10 Bierwagen 1-Spänner à RM 1800,00 18.000,00 RM
- 10 Flaschenbierwagen à RM 1500,00 15.000,00 RM
- 2 Karren à RM 1800,00 3.600,00 RM
- 8 Pferdegeschirre 2-Spänner à RM 1200,00 9.600,00 RM
- 10 Pferdegeschirre 1-Spänner à RM 800,00 8.000,00 RM
- 6 Lastautos mit 24 1/2 to. Nutzlast ca. 150.000,00 RM
- 2 Anhänger 8.000,00 RM
- Autoreifen und Schläuche 2.000,00 RM
- Bierabfülleinrichtung u. Union Filter ca. 20.000,00 RM
- Barvorlagen für Kriegsschädenamt (lt. Konto per 30.9.1944) 30.056,31 RM
- Aufstellung siehe Beilage Transportfässer:
ca. 1500 Fässer à 1 hl
ca. 1700 Fässer à. 3/4 hl
ca. 2500 Fässer à. 1/2 hl
ca. 1000 Fässer à 1/3 hl
6700 Fässer à RM 40,00 268.000,00 RM
Übertrag: 669.800,31 RM
- 300 Kohlensäure-Flaschen à RM 25,00 7.500,00 RM
- Löhne und Gehälter vom 1.6.-31.10.1944 51.428,30 RM
- Davon die Hälfte für Aufräumungsarbeiten 25.714.15 RM 703.014,46 RM
Diese Aufstellung beweist, es war wirklich die berühmte "Stunde Null", an der man wieder anfangen mußte. Viel Mut, Optimismus und Engagement waren notwendig, um einen kompletten Neuanfang zu bewirken. Erleichternd wirkte sich die Tatsache aus, daß die Braustätte in Köln-Höhenhaus einigermaßen intakt geblieben war und man in den ersten Nachkriegsjahren hier weiter produzieren konnte. Daß diese Arbeit erfolgreich war, beweist die Tatsache, daß bereits im Jahre 1946 wieder ein Bier-Ausstoß von über 20.000 hl und im Jahre 1953 von über 50.000 hl verzeichnet werden konnte. Da das Sudhaus in Mülheim restlos vernichtet war, mußte in den Jahren bis 1955 das Kochen des geschroteten Malzes und des Hopfens in der Abteilung Köln-Höhenhaus vorgenommen werden. Die Würze wurde dann in Tankfahrzeugen in die Berg. Gladbacher Straße gebracht. Im Januar 1956 wurde hier das neue Sudhaus fertiggestellt und die Abteilung in Köln-Höhenhaus wurde daraufhin stillgelegt, um nur noch in einer Produktionsstätte zu arbeiten zu können. Ein Auszug aus dem Deutschen Brauer-Handbuch 1962 dokumentiert, wer, wo und womit in dieser Zeit das Unternehmen - BERGISCHE LÖWEN-BRAUEREI GmbH. & Co. KG. Köln-Mülheim, Bergisch Gladbacher Str. 122-134 – geführt wurde.
- Bahnstation. (für Güter: Köln-Mülheim)
- Tel. Sammel-Nr. 61 11 51
- Telegr: Höhenhaus-Brauerei, Köln-Mülheim
- Banken: Deutsche Bank u. Landeszentralbank, Köln-Mülheim, Sparkasse der Stadt Köln, Köln-Mülheim, Kreissparkasse, Köln-Mülheim
- Postscheck: Köln 116 78
- Gründung und Entwicklung: Gegründet 1869. 1869 - Brauerei Privatunternehmen der Firma Greven. 1888 - Offene Handelsgesellschaft Adam Balsam. 1920 – Balsam Bergische Löwenbrauerei OHG 1948 – Bergische Löwen-Brauerei Balsam & Co KG 1961 – Bergische Löwen-Brauerei GmbH & Co KG
- Kapital: DM 1 350 000, -
- Geschäftsjahr: 1. Oktober bis 30. September
- Kompl: Bergische Löwenbrauerei GmbH Kommand: Dr. Heinrich Greven, Brissago bei Ascona u. a.(s. Liste Handbuch)
- Geschäftsführer: Peter Frielingsdorf, Hermann Stettner
- Prokuristen: Franz Schröder, Walter Grabe
- Braumeister: Dipl. Brau-Ing. Hermann Stettner
- Grundbesitz: Mülheim 14 000 qm
- Betriebsanlagen: Doppelsudwerk 40 Zentner Schüttung, vollautomatische Flaschen-Abfüll- und Pasteurisierungsanlage
- Produktion: Unter- und obergärige Biere. Spez.: Höhenhaus Pils
- Biernamen: Höhenhaus-Pils. Bergisch-Löwen-Spezial-Export, Gilden-Kölsch, Gilden-Alt, Bergisch-Weizen-Malz, Höhenhaus-Urbock
- Verbands-Zugehörigkeit: Kölner Brauereiverband e.V. Köln und Verband Rheinisch-Westfälischer Brauereien e.V. Düsseldorf
Im Mai 1970 wurde mit dem Bau einer neuen Flaschenabfüllanlage begonnen, die nach einjähriger Bauzeit im Mai 1971 in Betrieb genommen werden konnte. Die Flaschenhalle und die Maschinen gehören zu den modernsten Anlagen im mittelrheinischen Raum. Die neue Anlage hat eine Füllkapazität von 180.000 hl pro Jahr und läuft vollautomatisch. Die Füllanlage selbst hat eine Stundenkapazität von 28.000 Flaschen. Die Bergische Löwenbrauerei stellte obergärige und untergärige Biere her: GILDEN-Kölsch als obergäriges Bier und HÖHENHAUS Pilsener als untergärige Sorte. Der Kölschanteil beläuft sich auf 60 % des Gesamtausstoßes. Beschäftigt wurden zur Zeit (1970) ca. 6O Angestellte und gewerbliche Arbeitnehmer. Der Fuhrpark bestand aus 60 Fahrzeugen. Die Bergische Löwen-Brauerei unterhielt damals im Kölner Stadtgebiet 20 Spezialausschänke. Hatte man 1961 die 100.000 hl Grenze überschritten, so erreichte das Unternehmen im Zuge der ständigen Ausstoßerweiterungen im Jahre 1976 einen Ausstoß von 200.000 hl.
1978 wurde für GILDEN-Kölsch eine neue Produktausstattung eingeführt sowie eine neue Verkaufs- und Werbekonzeption in Gang gesetzt. Im Rahmen dieser Konzeption wurde erstmals vor dem historischen Hintergrund der mittelalterlichen Kölner Kaufmannsgilde mit einer breit angelegten Werbekampagne auf Großflächenplakaten und Anzeigen in der Tagespresse sowie anderen Medien für das Spezialerzeugnis der Bergischen Löwen-Brauerei geworben.
Diese Werbemaßnahmen werden seitdem konsequent weitergeführt und ausgebaut, so daß in den vergangenen Jahren ständig überdurchschnittliche Zuwachsraten erzielt und im Jahre 1985 ein Ausstoß von nahezu 300.000 hl erreicht wurde. Mit diesem Ausstoß belegt GILDEN-Kölsch Platz 3 unter 27 Brauereien auf dem Kölschmarkt. Über 3.000 Gastronomiebetriebe aller Art werden seitdem beliefert und brachten der Marke viele neue Freunde und Ansehen.
Seit dem Wiederaufbau der Bergischen Löwen-Brauerei nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Produktionsbetrieb stets auf dem neuesten Stand der Brauereitechnologie gehalten. Das begann, wie bereits zuvor erwähnt, mit dem Neubau des Sudhauses in Köln-Mülheim im Jahre 1956, der durch die Kriegszerstörung erforderlich geworden war. 1971 erfolgte die Inbetriebnahme einer neuen Flaschenabfüllanlage mit einer Leistung von 28.000 Flaschen und einer entsprechenden Lagerhalle. Diese Anlage wurde für einen längeren Zeitraum konzipiert und berücksichtigte die vorhersehbaren Ausstoßerhöhungen. Fünf Jahre später, 1976, erfolgte die Umstellung des konventionellen Gärverfahrens auf zylindrokonische Gärtanks (ZKG). Zu diesem Zweck wurden vier ZKG's in Betrieb genommen, die in den darauffolgenden Jahren 1977, 1978 und 1981 noch durch jeweils zwei weitere ergänzt wurden, so daß die Bergische Löwen Brauerei heute über insgesamt 10 ZKG's verfügt.
Im Jahre 1980 wurde eine Versuchsanlage für die kontinuierliche Würzekochung bei Hochtemperaturen in Betrieb genommen. Mit diesem Verfahren ist eine Gesamt-Dampfeinsparung von 18 % und weiterhin ein fast totaler Abbau der Sudhausimissionen erreicht worden. Während der Versuchsphase bis zum Jahre 1983 wurde diese interessante Anlage zu einem Treffpunkt vieler Brauereitechniker und Fachleute aus dem gesamten westlichen Europa und sogar aus Übersee.
Des weiteren wurde 1980 ein neues Werkstatt- und Sozialgebäude fertiggestellt und in Betrieb genommen. Dieses beinhaltet die Werkstätten mit Lagermöglichkeiten, ferner den "Schalander", und das Braustübchen, die sogenannte "Gilden-Quelle", welches zur Bewirtung bei Brauereibesichtigungen und als Besprechungsraum dient. Des weiteren sind ein Aufenthaltsraum und das Betriebsratsbüro in dem neuen Haus untergebracht.
Bei dem Braustübchen wurde versucht, eine typische Kölner Anbindung zu finden; einerseits durch farbige Fenster mit Bleiverglasung, die mit ihren Wiedergaben auf dem Rhein und die Gilde und Ständezeichen in Köln hinweisen, anderseits durch den Einbau von Originalteilen aus der Fassade des Kölner Doms. Es handelt sich dabei um Kreuzstrebbogen, die von der Domhütte durch Neuteile ersetzt wurden. Diese Originalstücke haben tatsächlich mehrere Jahrhunderte den Dom geschmückt. Im Dezember 1983 wurden die neuen Malzsilos und Sudhaus-Anlagen in Betrieb genommen. Der Ende September 1982 begonnene Bau nimmt in seinem hinteren Bereich zwei Brauwasser-Behälter mit je 125.000 l Inhalt und vier Malzsilos mit einem Fassungsvermögen von je 60 to auf.
In dem an die übrigen Produktionsräume unmittelbar angrenzenden Teil ist das eigentliche Sudhaus untergebracht. Es ist eine Produktionseinheit mit fünf Gefäßen und einer Würze-Kochstrecke. Hier erfolgt der eigentliche Kochvorgang der Würze kontinuierlich mit einer Stundenleistung von 11.000 l. Durch die Ausnutzung der Verdampfungswärme zur Erhitzung der Würze in zwei Phasen wird eine Primärenergieeinsparung von 70 % sowie - durch das geschlossene System - die vollständige Beseitigung der Geruchsemmissionen erreicht.
Diese Art der kontinuierlichen Würzekochung, eine Entwicklung der Firma Steinecker/Freising, stellt eine hochaktuelle, Innovation dar, die den Bemühungen um Energieeinsparung und Umweltschutz in hohem Maße entgegenkommt. Sie wurde - wie bereits erwähnt - im Hause der Bergischen Löwen-Brauerei in den Jahren 1980-1983 als Pilotprojekt mit bestem Erfolg erprobt und fand bei vielen Brauereien in Deutschland, Europa und sogar Übersee reges Interesse. Mit diesem programmgesteuerten Sudhaus erreicht die Brauerei eine Jahreskapazität von 460.000 hl.
Eine kontinuierliche Fortsetzung der bedarfsorientierten Investitionen erfolgte durch die Einrichtung einer neuen Flaschen-Abfülleinrichtung im Dezember 1985. Die neue Anlage erreicht eine Kapazität von 40.000 Flaschen/Stunde. Der Vertrieb von GILDEN-Kölsch erfolgt seitdem ausschließlich in Faß und Mehrwegflaschen teilweise im Direktvertrieb und teilweise im indirekten Vertrieb über den Fachgroßhandel sowie über Betriebe der Brauereigruppe. 77 % des Absatzes gehen über Fachgroßhändler, den Lebensmittelhandel und über die Gruppenbetriebe, während 23 % von der Bergischen Löwen-Brauerei direkt verkauft werden. Das Verhältnis von Faß- zu Flaschenbier lag im Jahre 1985 bei ca. 40:60 %.
95 % des Gesamtabsatzes wird im Bereich eines Umkreises der Brauerei von etwa 50 km vertrieben, 4 % bis 100 km und knapp 1 % ist darüber hinaus zuzuordnen. GILDEN-Kölsch ist auch in weiter entfernten Orten Deutschlands vertreten, aber das Hauptinteressengebiet liegt praktisch im Raum Köln und Nordrhein-Westfalen sowie in Teilen von Rheinland-Pfalz.
In den 90er Jahre wurden die technischen und logistischen Möglichkeiten der Braustätte in Köln-Mülheim ständig ausgebaut. Außerdem wurden drei weitere Kölschmarken (KURFÜRSTEN, SESTER und SION) der Gruppe zur Produktion in die Berg. Gladbacher gegeben, was eine momentane Auslastung der Braukapazität von ca. 580.000 hl bedeutet. (FM)